
Mund- und Fußmaler*innen - in Erinnerung
Lars Höllerer war ein vielseitig begabter Künstler und beeindruckte nicht nur als Maler: Er war ein Mensch, der mit viel Humor und Mut einen Weg gefunden hatte, mit seiner starken Behinderung umzugehen. Seit einem schweren Motorradunfall im Jahr 1991 war er vom Hals abwärts gelähmt und konnte nur noch seinen Kopf bewegen. Seine ersten Malversuche mit dem Pinsel im Mund unternahm er bereits in der Tübinger Rehabilitationsklinik. Zurück in seiner Heimat Überlingen, hatte Lars Höllerer seine Maltechniken stetig weiterentwickelt und malte, je nach körperlicher Verfassung, täglich mehrere Stunden.
Sein Leben begann 1942 mit einem Frühstart: Günther Holzapfel wurde zweieinhalb Monate zu früh geboren. Durch Komplikationen bei der Geburt kam es zu solch schwerwiegenden Verletzungen, dass er spastisch gelähmt blieb. Schon früh hat Günther Holzapfel seine Begeisterung für das Malen entdeckt: Er war gerade sechs Jahre alt, als er zum ersten Mal versucht hat, mit dem Fuß zu malen. „Das größte Glück ist für mich, wenn sich Leute über meine Bilder freuen“, betonte Holzapfel immer wieder. Am 4. Januar 2019 ist der Fußmaler aus dem Bayerischen Wald überraschend verstorben.
Markus Kolp war seit einem schweren Mopedunfall im November 1982 vom Hals abwärts gelähmt. „Der Unfall hat bei mir viel kaputt gemacht“, erinnerte er sich, „es war wie bei einem Computer, bei dem die Festplatte gelöscht wurde.“ Trotzdem gab Markus Kolp nicht auf. Er machte den Realschulabschluss nach und entdeckte mit der Zeit seine Begeisterung für das Malen. „Es ist schön für mich, wenn ich merke, dass ich selbstständig etwas machen kann. Malen ist aufregend, da kann ich mich konzentrieren und mich ganz ins Motiv hineinfühlen“, erzählte der bei Augsburg lebende Mundmaler.
Das Leben von Reinhard Melzer hatte gerade erst begonnen, als die Ärzte bei ihm eine spastische Lähmung diagnostizierten. Obwohl er seine Hände nie gebrauchen konnte und viele Jahre im Pflegeheim verbringen musste, hatte der Mundmaler seinen Lebensmut nicht verloren. „Aber wenn ich die Malerei nicht gehabt hätte, hätte ich das alles nicht überlebt!“ Wer seine Arbeiten näher betrachtet, wird von der großen Vielfalt überrascht sein: Landschaften, Stillleben, aber auch Porträts und Aktbilder finden sich in seinen Werken. Vorzugsweise malte der Berliner in anspruchsvoller Aquarelltechnik.
Als schwerbehindertes Mädchen, das spastisch gelähmt zur Welt kam, war es für Renate Schaible-Kaufmann nicht möglich, zusammen mit ihren Freundinnen lesen, schreiben und rechnen zu lernen. Sie konnte nur zu Hause bleiben und wurde dort – so gut es ging – von ihrer Mutter unterrichtet. „Ich habe aber gesehen, dass alle Kinder in der Schule malen. Das wollte ich auch. Da habe ich den Stift in den Mund genommen und versucht, so zu malen.“ Sie malte am liebsten Bilder mit viel Licht und gelben Farbtönen und ließ sich dabei von der Natur in ihrer Heimat Ludwigshafen inspirieren.
Mit einer Verkrümmung aller Gelenke an Armen und Beinen kam Petra Wenig zur Welt. Schnell musste sie lernen, dass sie nicht wie ihre Geschwister herumtollen konnte – sondern im Rollstuhl sitzen musste und nicht einmal ihre Hände gebrauchen konnte. „Später dann habe ich mit dem Malen angefangen, weil ich so viele Bilder im Kopf hatte.“ Nach und nach entwickelte sich ihr Interesse an der Kunst und die Freude am Malen. Heute taucht die Mundmalerin aus dem Fichtelgebirge mit ihren Motiven gerne in eigene Bilderwelten ein, die sie mit den verschiedensten Maltechniken umsetzt. Die Mundmalerin aus dem Fichtelgebirge tauchte mit ihren Motiven gerne in eigene Bilderwelten ein, die sie mit den verschiedensten Maltechniken umsetzte.