
Mund- und Fußmaler*innen
Dirk Bennewitz ist ein vielseitiger Mundmaler. „Ich male, was mir Spaß macht“, erklärt er. „Landschaftsbilder, Aktbilder, expressionistisch, surrealistisch – also querbeet“. Dieses Selbstbewusstsein musste sich der gelernte Maschinist und Baumarkt-Fachverkäufer jedoch erst erarbeiten. Denn mit 24 Jahren erlitt er einen Badeunfall im Knappensee in der Lausitz. Seitdem ist er von der Schulter abwärts gelähmt. Den Mut, frühere Malversuche wieder aufzunehmen, gaben ihm seine Familie und seine Lebensgefährtin. Mit ihrer Hilfe bewarb er sich bei der VDMFK. Mit Erfolg: Seit 2025 gehört er der Vereinigung als Stipendiat an.
Selma Aman ist Mundmalerin. Sie kam mit einer Spastik zur Welt, die verhindert, dass sie ihre Hände gebrauchen kann. Also hilft sie sich seit frühester Kindheit mit Mund und Füßen. Und mit einem unbändigen Willen: „Ich muss mir immer was beweisen“, meint sie. Nach der Ausbildung zur Bürokauffrau holte Selma Aman den mittleren Bildungsabschluss nach, legte das Fachabitur ab und begann mit einem Jurastudium. Die Krebserkrankung ihrer Mutter führte sie zurück zur Malerei – und dadurch auch zum MFK-Verlag und zur VDMFK. Seitdem steht ihr Leben ganz im Zeichen von Motivsuche, Farbwahl und Maltechniken.
Thomas Kahlau ist ein Mundmaler, der seit einem Badeunfall im Jahr 1976 vom Hals abwärts gelähmt ist – damals war er gerade 15 Jahre alt. Anfangs hat er noch aus therapeutischen Gründen gemalt, nach und nach entdeckte er jedoch im Zeichnen und Malen seine „große Liebe“. Und dieser „großen Liebe“ möchte Thomas Kahlau immer noch täglich begegnen. Der „Einstieg“ in seine Arbeiten soll nicht zu kompliziert sein: „Klarheit heißt mein Ziel“, betont er. Seit 2017 ist der Brandenburger Künstler Vizepräsident der Vereinigung Mund- und Fussmalender Künstler e. V. (VDMFK).
Im Sommer 1983 verletzte sich Markus Kostka durch einen Kopfsprung ins Wasser so schwer, dass er vom Hals abwärts gelähmt blieb. „Der Unfall war für mich wie ein Hammerschlag auf den Kopf“, sagt der Regensburger. Obwohl er anfangs dachte: „Nichts geht mehr“, fand er erstaunlich schnell den Weg zurück ins Leben. Schon in der Klinik begann Markus Kostka, mit dem Pinsel im Mund zu malen und sich immer neue kleine Ziele zu stecken. Schon bald entschied er sich für die schwierige Aquarelltechnik. Besonders Tiere malt er mit Begeisterung: „Ich liebe Tiere – die machen mir Spaß.“
1961 wurde Antje Kratz mit einer Contergan-Schädigung geboren – ohne Arme und Hände. Von Geburt an musste sie lernen, sich mit dieser Behinderung zu arrangieren. Ihre Füße setzt sie längst nicht nur dafür ein, um sich zu bewegen. Mit ihnen macht sie all das, wofür andere Menschen ganz selbstverständlich die Hände nehmen: Sie greift, sie tastet – und sie zeigt mit ihnen ihre Gefühle. „Inzwischen hab ich das gut gelernt und jetzt freue ich mich, wenn die Leute erstaunt sind, dass jemand mit dem Fuß so gut malen kann“, sagt die Frankfurterin, die am liebsten Landschaften und Stillleben malt.
Humor und Lebensmut sind charakteristisch für Werner Mittelbach. Auch wenn seine Muskelkraft aufgrund einer angeborenen Muskelschwächeerkrankung immer mehr nachlässt, scheint der Mundmaler nur so vor Lebenskraft zu strotzen. „Nicht schimpfen, sondern machen“, lautet die Devise des Künstlers, der inzwischen auf den Rollstuhl und ein Atemgerät angewiesen ist. So pragmatisch seine Einstellung, so filigran und zart sind seine vorwiegend mit Tusche gezeichneten Bilder.
Durch eine sehr seltene Gelenksteife, die auf eine Geburtsstörung im Mutterleib zurückzuführen ist, konnte Waldemar Merz seine Hände und Füße nie bewegen. Doch schon mit drei Jahren hatte er gelernt, mit seinem Mund zu malen. „Meine beiden Schwestern haben es genossen, dass ich so gern mit ihnen gebastelt und gemalt habe.“ Aufgewachsen ist Waldemar Merz bei seiner russischen Großmutter, mit der er 1996 nach Deutschland auswanderte. Heute lebt der Mundmaler im baden-württembergischen Geislingen. Am liebsten malt Waldemar Merz Bilder vom Meer und Landschaften, aber auch Architektur.