
Petra Wenig
Mundmalerin

Mundmalerin
Petra Wenig kam mit einer Verkrümmung aller Gelenke an Armen und Beinen zur Welt – eine Folge des Beruhigungsmittels Contergan, das ihre Mutter während der Schwangerschaft eingenommen hatte. Durch ihre von Geburt an steifen Arme und Beine war sie gezwungen, im Rollstuhl zu sitzen. In einer Förderschule in Ursberg lernte sie, mit einem Stift im Mund zu schreiben – und später auch zu malen.
Nach und nach entwickelte sich Petra Wenigs Interesse an der Kunst und die Freude am Malen. Hier konnte sie sich von ihrer Fantasie leiten lassen. Bis heute taucht Petra Wenig mit ihren Motiven immer wieder gerne in eigene Bilderwelten ein, die sie in einem naiven Malstil umsetzt. Mit Wasser-, Aquarell-, Öl- oder Acrylfarben malt sie aber auch Stillleben und Landschaftsbilder. Nach ihrem Schulabschluss im Jahr 1981 zog sie in eine Wohngruppe für körperbehinderte Menschen der Stiftung Pfennigparade in München. Sie hatte das Glück, dort in der Abteilung Kunst beschäftigt zu werden. „Da ich mir das Malen selbst beigebracht habe, war es schön für mich, nun unter Anleitung die naive Malerei und die Bauernmalerei kennenzulernen.“
Ihren großen Wunsch, endlich ein selbstständiges Leben führen zu können, erfüllte sich Petra Wenig, indem sie 1984 in eine behindertengerechte Mietwohnung umzog, wo sie bis heute wohnt. Hier wird sie im Wechsel von mehreren Betreuungskräften unterstützt. Als sie jedoch 1989 aus gesundheitlichen Gründen ihre Tätigkeit in der Pfennigparade aufgeben musste, wusste sie zunächst nicht, wie es mit ihrem Leben und der Kunst weitergehen sollte.
Ein Malwettbewerb, bei dem ihr Bild prämiert wurde, brachte sie auf den Weg zur Vereinigung der Mund- und Fussmalenden Künstler in aller Welt e. V. (VDMFK) – ein Ausstellungsbesucher hatte sie dazu motiviert, sich bei dieser Selbsthilfeorganisation zu melden. 1991 erhielt sie von der VDMFK ein Stipendium und damit auch neuen Lebensmut: „Ich konnte wieder nach vorne blicken. Plötzlich war die Chance da, mit meiner Malerei auch Geld zu verdienen. Das war ein großer Ansporn für mich.“
Die jährliche Teilnahme am Malworkshop, der von der VDMFK und dem MFK-Verlag ausgerichtet wird, ist für Petra Wenig immer wieder eine Bereicherung. Hier erhält sie neue künstlerische Impulse und genießt das Wiedersehen mit den anderen Mund- und Fußmalerinnen und -malern. „Ich fühle mich in der Vereinigung sehr gut aufgehoben. Ich bin wirklich froh, dass es sie gibt.“