„Lebenskraft Kunst" – Internationale Ausstellung in Potsdam

Fast 250 Besucher kamen am 23. September 2007 nach Potsdam zur Eröffnung der internationalen Ausstellung „Lebenskraft Kunst“ in die Galerie am Neuen Palais.

Johanna Wanka, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg, und Eros Bonamini (Verona), Präsident der Vereinigung der Mund- und Fussmalenden Künstler in aller Welt (VDMFK), führten in die faszinierende Ausstellung ein. Beide stellten in ihren Erläuterungen die besondere Bedeutung des Malens für die behinderten Künstler heraus. Über das Malen haben die Mund- und Fußmaler, die alle der großen Familie der VDMFK angehören, neue Lebensperspektiven entwickelt und neue Lebenskraft erhalten. Die über 700 Künstler der VDMFK verteilen sich auf rund 75 Länder.

Intensives und engagiertes Malen

Auch in diesem Jahr hatten sich die deutschen Mund- und Fußmaler zuvor für eine Woche in der Galerie am Neuen Palais getroffen, um dort unter der Leitung der Berliner Künstlerin Monika Sieveking intensiv und engagiert zu malen. „Auf Initiative des Mundmalers Thomas Kahlau aus Caputh fand hier vor sechs Jahren der erste Malworkshop statt“, betonte Johanna Wanka in ihrer Ansprache. 2007 hatten die anwesenden Mund- und Fußmaler nun erstmals die Möglichkeit, gleich im Anschluss an den durch die VDMFK ermöglichten Workshop ihre ausgewählten Arbeiten einem begeisterten Publikum zu zeigen.

Ein einmaliges Projekt

Die internationale Ausstellung war für viele Besucher, die bisher lediglich Grußkarten oder Kalender der Mund- und Fußmaler wahrgenommen hatten, der erste Kontakt mit Original-Arbeiten und vor allem mit ganz anderen Motiven. In den Gesprächen wurde immer wieder deutlich, welch wichtige Rolle die Vereinigung für die Künstler als kommerzielle Selbsthilfeorganisation spielt. Thomas Kahlau formulierte es so: „Die VDMFK ist ein einmaliges Projekt, in dem sich behinderte Künstler zusammengeschlossen haben, um sich aus eigener Kraft weg vom sozialen Abstellgleis zu manövrieren. Ich bin sehr froh, dass ich diese Fähigkeit zum Malen habe und zur VDMFK-Familie gehöre.“

Die Ausstellung gehörte zu den herausragenden Ereignissen des VDMFK-Jubiläumsjahres in Deutschland: Die Vereinigung feiert in diesem Jahr ihren 50. Geburtstag. Sie wurde 1957 von dem Mundmaler Arnulf Erich Stegmann gegründet. Seine Vision als behinderter Künstler war der Weg in ein selbstständiges Leben, das für die in der VDMFK organisierten Maler Wirklichkeit werden konnte.

Erstaunlich große Resonanz

„Die Menschen“, so betonte auch Präsident Bonamini in seiner Eröffnungsrede, „die ohne die finanzielle Unterstützung der VDMFK auf staatliche Förderung angewiesen wären, können durch das Malen am gesellschaftlichen Leben teilhaben und einen kulturellen Beitrag leisten.“ Wie vielfältig dieser Beitrag sein kann, demonstrierten die über 80 ausgestellten Kunstwerke, die von 27 Künstlern aus 13 Ländern stammen: Zum facettenreichen Repertoire der Mund- und Fußmaler zählen sowohl gegenständliche als auch abstrakte Motive, die zumeist in Öl oder als Aquarelle gemalt werden. Von Landschaftsbildern, Stadtansichten und Stillleben bis hin zur Aktmalerei – alles konnten die Besucher bei der Ausstellung entdecken. Über die große Resonanz durften sich neben der VDMFK und dem Galeristen Jürgen Oswald vor allem die Künstler freuen. Die Fußmalerin Antje Kratz und der Mundmaler Thomas Kahlau zeigten bei ihren Maldemonstrationen während der Vernissage ihre Maltechnik, die sie im Laufe der Jahre immer mehr perfektioniert haben. Für die meisten Zuschauer war es kaum vorstellbar, dass mit dieser Malweise überhaupt solch gelungene Bilder entstehen können. Allerdings – darauf hatte Eros Bonamini in seiner Ansprache hingewiesen – sei es lediglich „ein Detail“, ob ein Bild mit der Hand oder eben mit dem Mund oder Fuß gemalt werde, denn ein Künstler male vor allem „mit seinem Geist, seinen Gefühlen und Empfindungen, dem jeweiligen Talent und seiner Kultur“. – Die beeindruckenden Bilder der Ausstellung „Lebenskraft Kunst“ wurden auch in der Woche nach der Vernissage in der Galerie am Neuen Palais von vielen Besuchern bewundert.

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